KAP. 5 – UNTERRICHTSFORMEN

Unterrichts- und Arbeitsformen

Der praxisbasierten Unterrichtsform, die im Rahmen der Ausbildung am ddif angeboten wird, liegen folgende Gedanken zugrunde:

Ein Grundprinzip ist dabei, dass der Ausbildungsteilnehmer bzw. die -teilnehmerin den Prozess zunächst selbst aus der Klientenperspektive erlebt und anschließend aus der Perspektive des Familientherapeuten bzw. der -therapeutin. Der eigentherapeutische Teil der Ausbildung ist in Form von tatsächlichen familientherapeutischen Sequenzen angelegt und nicht etwa als eine „Als-ob-Therapie“. Hierbei erhält der Ausbildungsteilnehmer bzw. die -teilnehmerin die Möglichkeit:

In den psychologischen Berufen und vor allem im familientherapeutischen Wirken stellt die eigene Persönlichkeit des Familientherapeuten bzw. der -therapeutin ein wichtiges Werkzeug dar. Die wesentlichen Ziele der Eigentherapie bestehen darin, sicherzustellen, dass der Teilnehmer bzw. die Teilnehmerin:

Direkt supervidierte Arbeit

Eine zentrale Arbeitsform ist die direkte Supervision von Gesprächen. Die Ausbildungsteilnehmer bzw. -teilnehmerinnen arbeiten dabei miteinander im Beisein der Ausbildungskollegen bzw. -kolleginnen und unter der Supervision einer Lehrkraft. Der einzelne Teilnehmer bzw. die einzelne Teilnehmerin bringt eine selbstgewählte Problemstellung vor, die oft mit der persönlichen beruflichen Zielsetzung des Betreffenden bzw. der Betreffenden zusammenhängt. Ein anderer Teilnehmer bzw. eine andere Teilnehmerin wird eingeladen, als Gesprächspartner bzw. –partnerin zu agieren, oder meldet sich dazu von sich aus, woraufhin die beiden das Gespräch durchführen. Dabei werden sie nur von der supervidierenden Lehrkraft oder eventuell durch ein ausgewähltes reflektierendes Team von Ausbildungskollegen bzw. -kollegen unterbrochen. Diese Gespräche sind häufig Einzelgespräche, doch werden die Ausbildungsteilnehmer bzw. -teilnehmerinnen dazu aufgefordert, ihre Familienmitglieder/Partner zur Teilnahme einzuladen.
Während der Ausbildung begegnen wir auch Gastklienten in Form von Familien und Personen, die außerhalb der Ausbildungsgruppe stehen. Diese können von Ausbildungsteilnehmern bzw. -teilnehmerinnen, die tagtäglich mit ihnen arbeiten, eingeladen worden sein, oder aber sie haben sich direkt an das Institut gewandt, um im Rahmen des Gruppenunterrichts Hilfe zu erhalten. Diese Klienten bzw. Klientinnen werden zunächst telefonisch auf die Situation vorbereitet. Am Gesprächstag werden sie von dem Ausbildungsteilnehmer bzw. der -teilnehmerin oder der Lehrkraft, mit dem bzw. der sie sprechen sollen, in Empfang genommen, wonach das Gespräch wie oben beschrieben im Beisein der Gruppe stattfindet.
Der Lehrkraft obliegt es, dafür Sorge zu tragen, dass die Gastklienten eine ethische, respektvolle und fachlich vertretbare Behandlung erfahren. Das Gespräch wird so weit als möglich vom Ausbildungsteilnehmer bzw. von der -teilnehmerin eingeleitet und weitergeführt. Der therapeutische Novize bzw die die therapeutische Novizin wird dabei unterstützt, seine bzw. ihre berufspersönlichen Fertigkeiten im Umgang mit dem jeweiligen Klienten bzw. der jeweiligen Klientenfamilie anzuwenden. Es findet eine offene Reflexion und Supervision zwischen dem Ausbildungsteilnehmer bzw. –der teilnehmerin und dem Supervisor bzw. der Supervisorin statt, die auf die unmittelbare Umsetzung und die Progression des Gesprächs ausgerichtet ist und darauf, den Klienten bzw. die Klientin die Erlangung eines tieferen Verständnisses zu ermöglichen. Hierbei kann es bisweilen vorkommen, dass die Lehrkraft (der Supervisor) Teile des Gesprächs übernimmt.

Rückmeldungen

Nach jeder therapeutischen Arbeitssituation folgt eine Phase der Eigenreflexion und der Unterbreitung von Rückmeldungen durch die Beobachter bzw. Beobachterinnen und Lehrkräfte. Vor dem Gespräch werden zwei Beobachter bzw. Beobachterinnen ausgewählt, die auf nähere Anweisung dem Ausbildungsteilnehmer bzw. der -teilnehmerin, der bzw. die gerade als Gesprächspartner bzw. -partnerin agiert hat, Rückmeldungen geben. Dieser Ausbildungsteilnehmer bzw. diese -teilnehmerin nimmt eingangs eine mündliche Selbstbeurteilung vor, welche durch Rückmeldungen der ausgewählten Beobachter bzw. Beobachterinnen und der Lehrkraft (des Supervisors bzw. der Supervisorin) ergänzt werden.

Dieses Nachgespräch findet statt, nachdem der Klient bzw. die Klientin gegangen ist, und dient dazu, die Lernpotenziale zu verdeutlichen, eventuelle durch das Gespräch aktualisierte Schwierigkeiten zu bearbeiten sowie ggf. die fachpersönliche Selbstauffassung zu nuancieren. Darüber hinaus beinhaltet es (für die Ausbildungsgruppe) die unmittelbare Schulung der Fertigkeit, präzise, anerkennende und herausfordernde Rückmeldungen zu formulieren, sowie (für den therapeutischen Novizen bzw. die therapeutische Novizin) der Fähigkeit, diese Rückmeldungen entgegenzunehmen und zu verinnerlichen.

Gruppendynamische Arbeit

Mit der großen Gruppe wird gruppendynamisch gearbeitet. Regelmäßig angewandte Arbeitsformen sind aktuelle Statusberichte und Runden, bei denen Teilnehmer und Teilnehmerinnen dazu aufgefordert werden, klare, persönliche und authentische Aussagen zu formulieren. Hierdurch wird die Fähigkeit geschärft, das Augenmerk auf das subjektive Erlebnis und die objektiven Verhältnisse, wie sie andere erleben, zu richten und zwischen diesen zu unterscheiden sowie potenziell schwierige Botschaften in einer Weise zu übermitteln, dass andere sie entgegennehmen können – keineswegs unbedeutende Aspekte bei der Arbeit mit Klienten und Klientinnen.

Integration der Theorie

Theorie und Pflichtlektüre werden in die Ausbildung in Form von Themenreferaten integriert. Darüber hinaus wird die Theorie als Grundlage für die aktuelle Arbeit der Gruppe oder zur Nachbereitung von durchgeführten Beratungs-, Therapie- oder Supervisionssitzungen herangezogen. Jeder Lehrveranstaltung ist (im Semesterplan) Theoriestoff zur Lektüre und eventuellen Erörterung in den Studiengruppen zugeordnet.

Es besteht ein Unterschied dazwischen, Wissen über bestimmte Sachverhalte zu besitzen, und der Fähigkeit, eine Theorie in der Praxis anzuwenden. Deshalb empfiehlt es sich, die Theorie aus einem persönlichen Blickwinkel heraus zu lesen, als Einführung, um später mit der Theorie in der Praxis arbeiten zu können. Der einzelne Ausbildungsteilnehmer bzw. die einzelne –teilnehmerin sollte also – als Studienform – versuchen, die Theorie als Optik auf das eigene Leben und die eigene Familie anzuwenden und die Theorie auf diese Weise zu internalisieren, damit sie nicht bloß ein losgelöstes, nicht integriertes Wissen wird bzw. bleibt.
Die Ausbildungsteilnehmer bzw. –teilnehmerinnen sind gehalten, vor ihren Kollegen und Kolleginnen in der Studiengruppe und im Plenum Referate zu halten. Der Vermittlung eigener Überlegungen und des gelesenen Theoriestoffs kommt dabei eine ganz wesentliche Bedeutung für die Heranbildung eines soliden fachlichen (Selbst )Verständnisses zu. Die berufsgruppenübergreifende Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe ermöglicht es den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zudem, sich Kenntnisse über die Sichtweisen anderer Berufsgruppen anzueignen.

Beurteilung und Selbstbeurteilung der Ausbildungsteilnehmer und -teilnehmerinnen

Die Ausbildungsteilnehmer und –teilnehmerinnen beurteilen laufend ihre eigene Entwicklung sowohl bezüglich ihrer beratungsbezogenen/therapeutischen als auch ihrer theoretischen Kompetenzen. Außerdem wird die fachliche und persönliche Entwicklung der einzelnen Teilnehmer und Teilnehmerinnen kontinuierlich von den Lehrkräften verfolgt.

Prüfungsformen

Prüfungen werden im 1., 2., 3. und 4. Jahr in schriftlicher Form abgelegt. Am Ende des 4. Ausbildungsjahres kommt eine ergänzende mündliche Prüfung hinzu. Nähere Informationen hierzu sind Kapitel 6 zu entnehmen.